Dieses Konzert ist vollständig der Kammermusik von Johannes
Brahms gewidmet. Brahms geht wie sein großer Gönner
und Freund Robert Schumann vom Klavier aus und erarbeitet sich,
langsam reifend, nach und nach alle übrigen Gebiete der Musik
(außer der Oper). So ist in allen Werken dieses Konzerts
auch das Klavier besetzt.
Am Beginn stehen zwei Werke, die Brahms 1886 am Thuner See in der
Schweiz komponiert hat. Zunächst erklingt die zweite Violinsonate
in A-Dur. Darin hat Brahms beiden Instrumenten – dem Klavier und
der Violine – gleichermaßen Raum gegeben. Immerhin war
er selbst ein überaus virtuoser und erfolgreicher Pianist.
Außerdem fällt auf, daß beide Instrumente die
musikalische Entwicklung gleichstark vorantreiben: Er
verabschiedet sich vom gängigen Modell "Melodie plus
Begleitung". Stattdessen lässt er Violine und Klavier
immer abwechselnd die Themen und Motive drehen und wenden und
in neue Bahnen lenken.
Im zweiten Werk des Abends tritt das Violoncello dazu. Brahms' letztes
Klaviertrio ist der Schlußstein der drei Kammermusikwerke,
die 1886 im "Kammermusiksommer" entstanden
(außerdem noch die C-Dur-Cellosonate op. 99).
Elisabeth von Herzogenberg, Pianistin und enge Vertraute
von Brahms, schwärmte für dieses Klaviertrio,
"bei dem man am Schluß nur einmal Mangel empfindet,
weil es da aus ist und man noch mehr davon haben wollte".
Den Abschluß bildet Brahms' einziges Klavierquintett.
Es war ursprünglich ein Streichquintett mit zwei Celli
(wie bei Schubert), wurde dann für zwei Klaviere umgearbeitet
(später als op. 34b veröffentlicht) und schließlich
in seine jetzige Form gebracht. Für ein Streichquintett fehle
dem Werk der "Klangreiz", so Joseph Joachim, und in der
Fassung für zwei Klaviere ginge "eine Menge der schönsten
Gedanken" verloren, so Clara Schumann. Brahms suchte darum
nach einer dritten Klanglösung für das thematische
Material, das Clara Schumann so "wundervoll großartig"
fand, daß man es "mit einem Füllhorn über das
ganze Orchester ausstreuen" müßte.
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